Wenn Maria von Stoffen redet, gehen für sie Welten auf: „Alte Stickereien, schönes altes Leinen und dann wieder einmal besondes schöne Servietten. Es sind solche Schätze dabei! Die pick’ ich dann heraus und stell’ sie im Verkaufsraum aus. Oft werden meine Gustostückerl gleich am selben Vormittag verkauft.“ Die ehemalige Röntgenassistentin arbeitet schon das sechste Jahr ehrenamtlich im Carla in der Lindengasse.
Dabei hatte sie nach ihrer Pensionierung etwas anderes geplant. „Ich wollte etwas für die Gesellschaft tun. Erst habe ich gedacht, ich könnte jemanden betreuen. Kranke, Ältere oder vielleicht Kinder.“ Dass es nicht dazu kam, verdankt sie einer Freundin. „Du hast 40 Jahre im Krankenhaus gearbeitet, mach’ ganz etwas anderes", hat sie gesagt! Rückblickend sieht die pensionierte Röntgenassistentin in diesem Ratschlag die beste Idee überhaupt.
Als erstes klickte sie sich dann also durch die Caritas-Webseite. Als sie auf Carla stieß, meldete sie sich gleich zum Vorstellungsgespräch. „Dann ist es schon losgegangen in der Lindengasse. Der Shop war damals noch neu. Gleich bin ich eingeteilt worden. Für die Heimtextilien. Und dabei bin ich bis heute geblieben. Ich war gleich überrascht. Kein Vergleich zum Krankenhaus. Das macht sehr viel Spaß. Es ist paradox, aber es ist so."
Jeden Montag kommt sie für drei Stunden. Am Wochenende kommen viele Sachspenden herein, da herrscht dann oft Chaos. "Ich räum' zusammen – und ich muss sagen, ich hab' vorher nie bemerkt, wie gerne ich aufräume! – schlichte Sachen ein, leg was Schönes heraus." Es gibt Leute, die kommen montags, weil Marias Auswahl auch für sie meist erste Wahl ist.
Da geht es dann um sachkundige Auswahl und gute Präsentation. Reiter kennt sich aus. „Immer schon war ich in vielen Galerien unterwegs. Schon mit siebzehn bin ich in fast jeder großen Galerie in Europa und in den Museen gewesen. Jetzt besuche ich Kunstgeschichte-Vorlesungen auf der Uni. Die Vorlesungen sind ja öffentlich. Ich plane voraus und habe einen Stundenplan.“
Maria erzählt auch von vielen schönen Begegnungen. Mit Kunden und Kundinnen, aber auch mit den Carla-Kolleginnen: „Man bleibt wirklich am Boden. Hier arbeiten ja Menschen, die wirklich schwere Schicksale haben. Das erdet mich sehr. Ich liebe sie. Und auch die Leitung. Ich bin begeistert. Auch von der Carla-Idee an sich. Ich hatte vorher ja keine Ahnung, jetzt aber erzähle ich allen davon!“