Lissi liebt es, Mama zu sein. Sie mag es auch, sie selbst zu sein. Das war nicht immer so. Sie denkt nicht gerne an die Zeit zurück, als die Familie noch in einer anderen Stadt wohnte. Das war, bevor sie sich von ihrem Mann getrennt hatte. „Von mir war nichts mehr da. Nur Haut und Knochen. Ich konnte nichts mehr essen, weil ich innerlich zerfressen war. Ich konnte nicht mehr. Dann kam der Tag, an dem ich gesagt habe: Ich gehe wieder zurück nach Knittelfeld.“
Knittelfeld ist ihre Heimatstadt. Dort leben ihre Mutter und ihre drei Brüder. Von dort aus baute sie das Leben für sich und ihre Kinder neu auf. Seit sieben Jahren ist sie wieder zurück und jetzt sagt sie mit Stolz: Ich hab`s geschafft. Stolz auch auf den entscheidenden Schritt, den sie vor Jahren gesetzt hat. Als Schwangere. Und sie ist froh, dass sie sich nicht gescheut hat, sich Hilfe zu organisieren.
„Ich kann Frauen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war, nur raten: Holt euch Hilfe, geniert euch nicht.“
„Die Leute dort hören sich eure Geschichten an. Sie finden eine Lösung mit euch. Sie kommen ja nicht nur zum Zusammenräumen. Sie hören dir zu, stehen dir bei und du fühlst, dass du nicht allein bist. Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn ihr schaut, dass jemand euch und euren Kindern hilft, wenn ihr es nicht mehr schafft“, legt sich die Obersteirerin ins Zeug. Ganz zu Beginn ihrer Zeit als Alleinerzieherin war ihre Mutter da. „Ohne Oma hätten wir es nicht geschafft“, sagt sie heute. Doch dann verletzte die Oma sich am Fuß, konnte nur noch schwer gehen. Das genau zu der Zeit, in der ihre Tochter kurz vor der Geburt ihres vierten Kindes stand. Das war der Anstoß dazu, dass sich Lissi entschied, die Bezirkshauptmannschaft zu kontaktieren. Sie brauchte eine Familienhelferin. Sie bekam auch eine.
"Als ich sie kennengelernt habe, war alles sehr chaotisch. Die Kinder waren sehr quirlig, aber sie haben sich sehr gefreut, dass jemand kommt. Dann haben wir einen Notfallsplan gemacht, wen die Mutter anrufen wird, wenn das Baby kommt. Später haben wir auch eine größere Wohnung für die Familie gefunden“, erzählt die Familienhelferin Sandra. Sie ist der Familie sehr verbunden. „Es hat auch mich belastet, als Jonas eine Phase hatte, in der er nicht in die Schule wollte. Anderseits hat er als Ältester immer auch das Bedürfnis, seine Mutter zu beschützen.“
„Zum Glück hat er sein Schulproblem dann bald gut überwunden“, gibt sie Einblick in jene Bereiche des Familienlebens, die auch sie beschäftigen. Sie ist ein Teil der Familie geworden, zwischen der Alleinerzieherin und Diplomsozialbetreuerin für Familienarbeit ist eine gute Basis für Zusammenarbeit entstanden. „Die Lissi wahrt auch die notwendige Distanz. Sie weiß, ich bin eine Helferin. Sie hat mich zwar jederzeit anrufen können, aber sie wusste auch, wo die Grenzen sind.“
„Und sie kümmert sich sehr darum, dass ihre Kinder jede Förderung bekommen, die ihnen zusteht.“
Auch die Großfamilie gibt viel Halt. „Alle Samstage sind wir bei meiner Mutter und helfen am Bauernhof. Das ist ein guter Ausgleich für die Kinder und für mich. Da haue ich mich in die Gummistiefel und meine Arbeitskluft und dann gehen wir in den Stall und misten aus. Ich bin schon froh, dass wir so am Bauernleben teilhaben können. Die Kinder sind ganz verliebt in den älteren meiner beiden Brüder. Ihr Onkel ist ja der einzige Mann aus unserer Familie, den sie so oft sehen können.“ Dann denkt sie zurück. Ja, auch ihre Mutter hatte früher Familienhelferinnen. Und jedes Mal, wenn sie eine davon wieder trifft, freut sie sich.