"Ich habe wieder ein Fundament"
Der gebürtige Hannoveraner Wilfried Kramer (61) war als Pferdewirt viel unterwegs. Als er nach seiner Probezeit in einem Betrieb nahe Graz nicht übernommen wurde, stand er plötzlich auf der Straße. Das Projekt “Leistbar Wohnen” führte ihn aus der Obdachlosigkeit. Heute lebt Wilfried Kramer zu günstigen Konditionen in einer kleinen Garconniere - und hat sich sein Leben von Grund auf wieder aufgebaut.
Wilfried Kramers Zuhause umfasst 20 Quadratmeter. Eine kleine Einbauküche, Bett, Schrank, Tisch und Stühle, Stofftiere am Fensterbrett. Am Esstisch brummt ein Laptop, die Kaffeetasse daneben scheppert leise. Seit etwas mehr als zwei Jahren wohnt der 61-Jährige schon im Haus Maria, einem von vier Wohnhäusern des Projekts “Leistbar Wohnen”. Grund dafür war ein geplatztes Stellenangebot. “Ich komme ja aus der Pferdewirtschaft”, erzählt Wilfried Kramer, “und in diesem Bereich kann man eigentlich nicht standortmäßig suchen.” Und so zog es den gebürtigen Deutschen zum Arbeiten erst nach Salzburg, dann in die Steiermark. Doch nach drei Monaten Probearbeit im Grazer Umland wurde Wilfried Kramer nicht übernommen, musste Hof und Betriebswohnung verlassen.
Von der Straße in die Garconniere
Acht Monate lang ist Wilfried Kramer ohne Bleibe und nächtigt in verschiedenen Notunterkünften. Erfolglos bemüht er sich, eine Wohnung am freien Markt zu bekommen. Schließlich erzählt ihm ein guter Bekannter, der in einer ähnlichen Situation ist, von “Leistbar Wohnen”. In diesem Projekt können sich Menschen mit dringendem Wohnbedarf zu günstigen Konditionen in einem von vier Häusern einmieten. Für seine bereits eingerichtete Wohnung bezahlt Herr Kramer monatlich 250 Euro. “Das ist mir finanziell möglich”, meint der 61-Jährige. Diese kleine Wohnung ist für ihn das Fundament, auf dem er sein ganzes Leben wieder aufbauen kann.
Gut aufgehoben
“Die Obdachlosigkeit ist nicht mehr da, und jetzt kann ich mein Leben ganz anders planen und gestalten”, meint Herr Kramer. Sein Ziel ist es, wieder Arbeit als Pferdewirt zu finden und in eine eigene kleine Wohnung zu ziehen. “Und alles andere wird schon kommen und sich irgendwie ergänzen”, schmunzelt er. Um diesem Wunsch ein Stück näher zu kommen, arbeitet der 61-Jährige als Saisonarbeiter in Tirol. “Währenddessen haben sie nach meiner Wohnung geschaut und mir meine Post gegeben. Und wenn man irgendwelche Probleme hat, sind sie immer für einen da. Ich würde sagen, es ist einfach ein gutes Wohnverhältnis.”