Gihan startet durch
Die gebürtige Syrerin Gihan Dawod (20) kam mit ihrer Familie vor zwei Jahren nach Österreich. Nach Jahren des Stillstands kann Gihan heute zuversichtlich in die Zukunft blicken: Seit vergangenem Herbst besucht sie die erste Klasse der Caritas-Fachschule für wirtschaftliche Berufe. Hier wird sie in zwei Lehrberufen ausgebildet und dabei von der ganzen Schulgemeinschaft unterstützt.
Gihan Dawod sitzt mit einer Freundin in der Frühlingssonne vor der Schule und lacht. Bis hierher war es ein langer Weg für die Zwanzigjährige. Vor sechs Jahren stellte der Krieg in Syrien ihre Welt auf den Kopf. Gihan, die gerade die neunte Klasse besuchte, floh mit ihrer Familie in die Türkei. Dort kam ihr Leben zum Stillstand. "Ich war etwa vier Jahre in der Türkei, ohne Schule, ohne Freunde, ohne Arbeit", erzählt sie. "Das war sehr schwierig." Da ihr der Schulbesuch in der Türkei verwehrt wurde, suchte ihre Familie eine bessere Zukunft in Österreich. Hier angekommen, machte sich Gihan auf die Suche nach einer passenden Ausbildung.
Ein Neuanfang
"Damals war ich achtzehn", erzählt Gihan. "Und es war sehr schwierig für mich, eine Schule zu finden." Nach mehreren erfolglosen Anfragen bekommt die engagierte Jugendliche von Verwandten schließlich den entscheidenden Tipp: Die Fachschule für wirtschaftliche Berufe biete eine Übergangsklasse an, die für Gihan gut geeignet sei. Nachdem sie dort ein Jahr lang auf den regulären Schulbetrieb vorbereitet wurde, meldete sich Gihan für den dreijährigen Ausbildungszweig der Schule an. Nach ihrem Abschluss wird sie dann gleich zwei Lehrabschlüsse in der Tasche haben: Jenen zur Bürokauffrau und jenen zur Restaurantfachfrau.
Wie eine große Familie
Hin und wieder hat Gihan noch Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. "Ich will die Ausbildung aber unbedingt fertig machen", sagt sie. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Schule." Auch auf die Unterstützung ihrer Lehrer und Kollegen kann Gihan zählen. "Mein Klassenvorstand ist immer für mich da", erzählt sie. "Er hat mir sehr geholfen. Und meine Lehrerinnen sind alle toll, wir sind wie eine sehr große Familie."