Elisabethas Weg aus der Armut
Vor dreißig Jahren verließ Elisabetha Gașpar (57) alleine ihr rumänisches Heimatdorf in Richtung Österreich. Trotz ihres Fleißes und ihrer fröhlichen Art hatte sie Schwierigkeiten, hier Fuß zu fassen, und lebte in Armut. Im Marienstüberl fand sie nicht nur warme Mahlzeiten, sondern vor allem Menschlichkeit vor – und steht heute mit beiden Beinen fest im Leben.
An einer Kette um ihren Hals trägt Elisabetha Gașpar ein kleines Kreuz. Wenn sie spricht, dreht und wendet sie es in den Fingern. „Ich muss mich immer bewegen, immer etwas mit meinen Händen tun“, lacht sie. „Das bin ich von der Arbeit gewohnt.“ Elisabetha geht es gut. Sie hat eine eigene Wohnung und eine feste Anstellung als Reinigungskraft – doch das war nicht immer so.
Alleine in die Fremde
Nach der Revolution im Jahr 1989 war die Lage für die ungarische Minderheit in Rumänien, der auch Elisabetha angehört, schwierig geworden. Ohne ihre Familie brach sie auf und überquerte zu Fuß die Grenze zu Österreich. Sie kam im Flüchtlingslager in Traiskirchen unter, von wo sie nach Graz gelangte, einen Deutschkurs belegte und sich auf die Suche nach Arbeit machte.
Glücksfall Marienstüberl
Trotzdem lebte sie in Armut. „Ich habe kein Geld, keine Arbeit und keine Lebensmittel gehabt“, erzählt sie. Als sie vor zehn Jahren das erste Mal ins Marienstüberl kam, veränderte sich ihr Leben. Hier finden Menschen wie sie warme Mahlzeiten, einen Platz zum Aufwärmen und menschliche Zuwendung. Elisabetha traf hier Menschen wie Schwester Elisabeth, die Leiterin des Marienstüberls, die sich seitdem um sie kümmert. Sie bekam eine warme Mahlzeit, Kleidung und Unterstützung bei der Arbeitssuche. Dafür möchte sie sich revanchieren und hilft von Zeit zu Zeit im Marienstüberl mit: „Ich bekomme hier Hilfe, also versuche ich, auch zu helfen.”
Eine neue Familie durch die Caritas
Heute geht es Elisabetha wesentlich besser. Sie lebt in einer Gemeindewohnung und hat durch ihre Arbeit ein regelmäßiges Einkommen. Trotzdem kommt die alleinstehende Frau regelmäßig ins Marienstüberl, denn hier trifft sie Freunde und Bekannte und erhält weiterhin die Hilfe, die sie noch braucht. „Wenn ich einmal nicht im Marienstüberl bin, bin ich krank“, lacht sie. „Ich werde verrückt, wenn ich nicht jeden Tag hierher kommen kann.“